Es soll ja Kinder geben, die der Meinung sind, dass Igel nur 2 cm groß werden, da sie diese Tiere lediglich als über- und plattgefahrene Wesen auf der Straße kennen. Igel machen es uns aber auch nicht einfach, sie kennenzulernen: sie leben zurückgezogen und kommen erst nachts aus ihrem Versteck, um auf Nahrungssuche zu gehen. Sie sind somit nachtaktiv, d.h. sie lassen sich nur tagsüber blicken, wenn etwas nicht in Ordnung mit ihnen ist; Hunger oder Krankheit sind zumeist die Ursachen. Wenn sie nachts unterwegs sind, überqueren sie in dieser dunklen Tageszeit manche Straßen mit den bekannten Folgen. Aber auch Rasenflächen gehören gelegentlich zu ihrem Revier. Wie Sie Ihren Garten igelfreundlich gestalten und auch anderen Wildtieren und Insekten einen Lebensraum bieten können erfahren Sie hier.
Die Begegnung mit einem Mähroboter kann für Igel fatale Folgen haben, das betrifft vor allem ältere Modelle, die Nachts laufen. Viele der Hersteller haben mittlerweile auf diese Problematik reagiert und „ungefährlichere“ Klingen entwickelt oder Bewegungs- oder sogar Ultraschallsensoren eingebaut, die bremsen, stoppen und die Richtung wechseln, wenn ein Hindernis erkannt wird. Natürlich ist auch der Gartenbesitzer gut beraten, wenn er die Schnitthöhe nicht zu tief einstellen und den Mähroboter so programmiert, dass er nicht in der Nacht tätig ist.
Wer nicht auf diese autonomen Geräte vertraut, sondern lieber Man-Power (oder Woman-Power) bei der Verwendung von motorgetriebenen Hilfsmitteln investiert, sollte auch hierbei Vorsicht walten lassen. Allein der eigentlich harmlos erscheinende Kunststofffaden eines Freischneiders oder Rasentrimmers kann ungewollt erhebliche Verletzungen verursachen, da die hohe Geschwindigkeit ihm eine immense Kraft verleiht, die nicht nur Pflanzenhalme, sondern ebenso (stacheliges) Fell, Federn und kleine Knochen zerteilen kann. Gerade wenn man naturverbunden seinen Garten bewirtschaftet und die Rasen- oder Blühflächen lediglich zweimal im Jahr mäht, um den Insekten was Gutes zu tun, besteht die Gefahr, dass sich in der recht unberührten Fläche Tiere (Kröten, Igel, bodenbrütende Vögel etc.) wohlfühlen. Aus diesem Grunde ist es immer ratsam, den Bereich vor dem Mähen behutsam auf solche eigentlich gewünschten Lebewesen zu untersuchen.
Im Herbst werden Laub- und Totholzhaufen zum Winterquartier von Igeln. Diese müssen gar nicht groß sein; schon ein recht unscheinbares Häufchen Laub, das der Herbstwind zusammengefegt hat, reicht dem stacheligen Gesellen oftmals schon aus, um sich dort wohnlich einzurichten. Deshalb: in der kalten Jahreszeit nicht in jeden Laubhaufen mit der Mistgabel stechen, um ihn fortzuschaffen, sondern lieber vorsichtig nachsehen, ob sich darunter nicht vielleicht ein putziger Winterschläfer befindet.
Im Frühjahr bilden Reisighaufen oder Benjeshecken einen ganz besonderen Lebensraum. Zwischen den kleinen Zweigen nisten Vögel vor vielen Feinden geschützt und auch der Igel findet dort nachts einen idealen Rückzugsort. Da die Vögel Meister im Nestbau sind, geht dieser recht zügig vonstatten. Aus diesem Grunde sollte man, bevor der Haufen im Osterfeuer oder Schredder landet, ihn behutsam untersuchen, ob sich darin etwas Tierisches aufhält.
Um Tiere zu gefährden, muss man sie nicht verletzen, sondern oftmals reicht schon eine Störung, wie bespielsweise der Heckenschnitt während Brut- und Setzzeit. Wenn durch diese Störung die Elternvögel gezwungen werden, das Nest zu verlassen, kann das verheerende Folgen für den Nachwuchs haben. Also: Geduldig bleiben und die Brut- und Setztzeit, die vom 1. März bis zum 30. September dauert, abwarten. Das Bundesnaturschutzgesetz (§ 39 BNatSchG) schreibt vor, dass Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in diesem Zeitraum nicht gefällt, stark zurückgeschnitten oder entfernt werden dürfen. Lediglich schonende Form- und Pflegeschnitte zum Erhalt der Pflanzen sind erlaubt, sofern keine Brutstätten vorhanden sind. Kontrollieren Sie vor jedem Schnitt sorgfältig auf Nester, um die Natur nicht zu beeinträchtigen.
Wer im Garten Flächen mit Bodendeckern eingerichtet hat, ob gewollt (Immergrün, Dickmännchen, Storchschnabel etc.) oder ungewollt (Giersch) ist gut beraten, diese möglichst sich selbst zu überlassen und sie nicht unnötig zu betreten. Dort bietet die Feuchtigkeit nämlich den Erdkröten ideale Bedingungen, um auf Nahrungssuche (u.a. Schnecken) zu gehen. Es wäre doch jammerschade, wenn diese fleißigen und wegen ihrer Hautfarbe gut getarnten Gartenhelfer durch unsere Schuhsohlen ein klägliches Ende finden würden.
Das Problem Vermüllung der Umwelt hat auch Auswirkungen auf unser direktes Umfeld. Finden Vögel zum Beispiel Reste von Kunststoffnetzen oder -fäden und verarbeiten diese in ihren Nestern, können Jungvögel sich mit den eventuell entstehenden Schlaufen zu Tode strangulieren. Also: jegliche Kunststoffreste konsequent fachgerecht entsorgen. So ein Nestbauer unterscheidet nämlich nicht zwischen den einzelnen Materialien, sondern nimmt, was ihm gerade recht erscheint.
Wasserstellen im Garten sind nicht nur willkommene Tränken für allerlei Getier, sondern können auch zur tödlichen Falle werden. Deshalb stets Ausstiegshilfen anbringen, die eine Selbstrettung aus dem Wasser ermöglichen. Regenwassertonnen sollte man abdecken, damit sie nicht zu Mückenaufzuchtstationen oder zu tückischen Vogelfallen werden, wenn diese dort baden oder trinken möchten. Offene Wassertonnen werden zudem gerne von kleineren Kindern als beliebte Spielplätze angesehen – auch diese Verlockung sollte schon im Vorfeld mit einer Abdeckung ausgeschlossen werden.
Wer Beerensträucher nicht als Vogelfutterstellen pflanzt, sondern um etwas zu ernten, schützt die Früchte oftmals mit einem Netz. Dieses sollte jedoch nicht labberig sein, sondern aus stabilen Fäden und engen Maschen bestehen und dazu korrekt, d.h. straff und nicht lose flatternd, angebracht werden. Vorteilhaft, auch für die Ernte, ist ein Gestell um den Strauch, über das das Netz angebracht wird. Alternativ gibt es im Fachandel große Fruchtschutznetze (2m x 2m oder 3m x 3m) aus Organza-Stoff, die einfach übergestülpt und unten zusammengeschnürt werden. So kann man ohne zwischenzeitlichen Vogelfraß seine Beeren bei Bedarf pflücken – ohne immer wieder in den Netzen verhedderte Vögel befreien zu müssen.
Auch der Fortbestand kleinerer Tiere, sprich Insekten, ist im gewissen Maße von unserem Verhalten abhängig. Ein übertriebener Ordnungssinn kann für sie schon mal tödlich sein. Stichwort: Laubsauger. Trotz seines harmlosen Namens saugt er nicht nur Laub, sondern ebenso Kleintiere und Bodenlebewesen. Hat er dazu noch eine Häckselfunktion, haben Lebewesen nach dem Einsaugen keine Chance. Dann schon lieber das Laub zusammenharken und – falls möglich – unter Büsche und Bäume verteilen, kompostieren oder mit dem Rasenmäher häckseln. Manche Tiere überwintern als fertiges Insekt oder in einem Fortpflanzungsstadium in hohlen Stängeln von abgestorbenen Pflanzen. Unter dem Motto „Mein Garten soll ordentlich aussehen“ werden diese Schlaf- bzw. Brutstätten im Herbst entfernt – zumeist ohne die daraus folgenden Konsequenzen für die Tiere zu ahnen. Es ist also wie so oft kein böser Wille, sondern nur schlichtes Unwissen, das diese Tiere gefährdet. Statt das Staudenbeet „winterfest“ zu machen sollte man so viel wie möglich stehen und liegen lassen und dann ab März / April mit dem Frühjahrsputz im Staudenbeet starten.
Ebenso verhält es sich mit UV-Lampen, die an lauen Sommerabenden auf der Terrasse die lästigen Mücken töten sollen, damit man in Ruhe plaudern und die Zeit genießen kann. Tests mit diesen Lampen haben jedoch gezeigt, dass kaum Mücken aber viele andere nachtaktive Insekten dieses für sie verhängnisvolle Ziel ansteuerten und dort den Tod fanden. Auf diese Weise reduziert der Mensch gedankenlos (zum Teil nützliche) Mit-Lebewesen, die lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort waren.
Neben den Flächen im Garten sollte man auch am Wohnhaus über den Tellerrand schauen und nicht nur die Sichtweise zum Wohle des Menschen einnehmen, sondern ebenso an die Natur denken. Hier einige Hinweise:
- Ungenutzte Kaminschächte und die Öffnungen der Fallrohre in den Dachrinnen vergittern, damit keine Tiere (insbesondere Jungvögel) hineinfallen können. Durch diese Maßnahme verhindert man zugleich Verstopfungen der Regenwasserleitungen, da auch Laub zurückgehalten wird. Um trotzdem ein optimales Abfließen in der Regenrinne zu gewährleisten, sind die Gitter regelmäßig zu reinigen.
- Bei Gebäudesanierungen, zum Beispiel beim Verschließen von Spalten und anderen Öffnungen, sollte man die Brut- und Fortpflanzungszeiten der gebäudebrütenden Vögel und Fledermauskolonien berücksichtigen, damit kein Tier eingemauert wird.
- Eine besondere Gefährdung bilden große Glasflächen. Laut Angaben des NABU sterben allein in Deutschland jährlich rund 100 Millionen (!) Vögel durch Kollisionen mit Glasflächen. Es gibt viele Möglichkeiten, das zu verhindern, wobei das Bekleben mit lediglich ein paar Greifvogelsilhouetten die am wenigsten erfolgsversprechende ist. Wesentlich effektiver ist zum Beispiel ein außen angebrachter Sonnenschutz, Fliegengitter, Milchglasfenster bzw. Glasbausteine (wenn das Haus noch in Planung ist) sowie ein Punkt- oder Linienmuster, welches ebenfalls außen auf der Scheibe mit nicht zu großen Abständen angebracht werden sollte. Wichtig ist auch der Verzicht von attraktiver Vegetation vor dem Fenster, so dass sich nichts Irreführendes im Glas spiegelt, das den Vögeln vorgaukelt, der Garten würde hinter der Scheibe noch weitergehen. Nähere Informationen bietet die Broschüre „Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht (2022)“.
- Ein weiteres Gefahrenpotential bietet die Chemie – sprich: Spritzmittel. Sie heißen nicht umsonst PFLANZENschutzmittel, da Tiere (Blattläuse, Raupen, Maden, Schnecken) zumeist sogar das Ziel der oftmals tödlichen Anwendung sind. Aber auf dieses umfangreiche Themengebiet verzichten wir aus Platzgründen in diesem Beitrag, obwohl es bei unsachgemäßem Einsatz immer wieder zu großen Verlusten im Tierreich kommt. Einige Tipps zu alternativen Grundstoffen wie Molke, Essig, Backpulver oder Rapsöl finden Sie bei den Gartentipps – einfach den Suchbegriff „Grundstoff“ eingeben.
Falls man bei der Gartenarbeit ein Tier verwundet hat oder ein verletztes findet, kann man sich an eine Auffang-, Pflege- oder Wildvogelstation in der Nähe wenden. Ebenso können manche Tierärzte helfen. Jedoch sollte man sich, bevor man dorthin fährt, in jedem Fall bei der jeweiligen Stelle telefonisch melden, die Situation schildern und fragen, ob von dort Hilfe zu erwarten sei.
Fazit: Zum Glück können mit ein wenig Um- und Vorsicht die meisten der Gefahren für Tiere vermieden werden.