Seit einiger Zeit geht auf den Social-Media-Plattformen die sogenannte „Baumpflanz-Challenge 2025“ viral. Vereine, Unternehmen oder Personen des öffentlichen Lebens stellen dort Videos oder Fotos online, auf denen sie einen Baum pflanzen. Gleichzeitig fordern sie andere Vereine, Unternehmen oder Personen auf, mitzumachen und innerhalb einer bestimmten Frist ebenfalls einen Baum zu pflanzen.
Auf den ersten Blick eine gute Idee, denn mit der Aktion wird auf die Bedeutung der lokalen Begrünung in Zeiten von Klimawandel und Insektensterben aufmerksam gemacht. Auch der regionale Austausch und der Teamgeist werden gefördert, wie den Einträgen zu den Aktionen auf Social Media zu entnehmen ist.
Ob allerdings alle gepflanzten Bäume im kommenden Jahr wieder austreiben, wage ich zu bezweifeln. Ich habe mir einige Videos angesehen und war teilweise entsetzt, wenn die frisch gepflanzten Bäume weder angegossen noch angebunden wurden. Jede versierte Gärtnerin weiß, dass die beste Pflanzzeit für Gehölze von Mitte Oktober bis Mitte April ist. Und ja, Containerware lässt sich auch im Sommer verpflanzen. Aber Vorsicht: Die Pflanzung in der aktiven Wachstumsphase bedeutet immer maximalen Stress für die Pflanzen, weil sie viel Wasser verdunsten und dementsprechend durstig sind. Das gilt im Hochsommer umso mehr!
„Jeder Baum ist ein Klimabaum“, sagte ein versierter Baumschulmeister bei den Steinfurter Gartentagen 2024 und fügte hinzu: „Dabei interessiert vor allem das, was unter bzw. in der Erde passiert. Die Pflanze zeigt oben, wie es ihr unten in der Erde geht!“. Für Bäume ist ein großzügiges Pflanzloch überlebenswichtig, ebenso wie Barrierefreiheit für die in die Tiefe strebenden Wurzeln und ein luftiges Pflanzsubstrat. Denn „Luft ist im Boden der wichtigste Nährstoff für die Pflanzen“.
Wenn Sie erfahren möchten, welche sieben Fehler bei der Baumpflanzung unbedingt zu vermeiden sind, lesen Sie Manfred Kotters‘ Bericht von den 57. Steinfurter Gartentagen. Unter dem Bericht finden Sie den verlinkten Artikel „Bäume pflanzen“ aus dem Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Mein Tipp an alle Gartenbauvereine und Gartenfreunde: Wenn die Baumpflanz-Challenge auch in Ihrer Region viral geht, mischen Sie sich bitte ein! Weisen Sie darauf hin, wie richtig gepflanzt wird, damit die frisch gepflanzten Bäume auch eine realistische Chance für die Zukunft haben. Ihr „Besserwissen“ kann für den neugepflanzten Baum überlebenswichtig sein.
Werben Sie für Ihr fachliches Know-how und für Ihren Verein, denn Gartenbauvereine wissen, wie es richtig geht!
Dr. Petra M. Bloom, Landesverband der Gartenbauvereine
Bilder: Barbara Gerlach